Deutscher Name: Wilde Karde, Weberkarde
Synonyme: Schleuderkarde, Rauhkarde, Igelkopf, Kratzkopf, Kardätschendistel, Wilde Chratzerli, Herrgottskamm, Wolfssträhl, Spatzenklette
Botanisch: Dipsacus fullonum
Familie: Geißblattgewächse
(seit einer Umstellung nun auch Karden- und Baldriangewächse mit dabei)
Unterfamilie: Kardengewächse
Höhe: 50 bis 250 (300) cm
Blüte: sehr typischer, walzenförmiger Blütenstand. Die etwa mittig im kegelförmigen Blütenstand beginnende lila Blüte wandert beidseitig sowohl nach oben und unten. Daher können nicht selten zwei rundumlaufende Blütenbänder beobachtet werden.
Blütezeit: Juli-August
Nektar/Pollenwert: (max. 4/4) N 3 P 2
Frucht/Samen: Es handelt sich um einen typischen Tierstreuer, denn Tiere bleiben an allen stacheligen Pflanzenteilen, besonders aber an den Fruchtständen hängen. Die Früchte werden von den elastischen Deckblättern sowie durch den Rückschlag der ganzen Pflanze meterweit fortgeschleudert. Auch Windausbreitung und Bearbeitungsverbreitung, beispielsweise durch Stieglitze, findet statt. Fruchtreife ist von September bis Oktober.
Wuchs: Im ersten Jahr wird eine bodenständige Blattrosette gebildet aus der sich im zweiten Jahr der Blütenstand erhebt. Der Blütenstand strebt der Höhe entgegen und bildet dabei etwas andere Blätter als die bodenständigen Rosettenblätter.
Diese gegenständigen, unten verwachsenen Blätter bilden entlang des aufrechten Stängels kleine Wassersammelbecken (Phytotelm), deren Funktion als Aufkriechschutz gegen Ameisen gedeutet wird. Möglicherweise stellt der Insektenfang und die Ansiedelung von Kleinlebewesen auch eine zusätzliche Möglichkeit zur Stickstoffversorgung dar.
Lebensraum: Weges-, Straßenränder, Brachen, im Bergland selten, bis ca. 1100 Meter. Insbesondere auf Brachen, Überschwemmungsflächen, an Ufern, Wegen, auf Weiden, Feldrändern und in Ruinen sowohl in den Niederungen als auch im Hügelland anzutreffen. UND natürlich in Naturgärten.
Verbreitung: Ursprünglich wohl Süd- und Mitteleuropa, gebietsweise recht häufig.
Als Hummeltankstelle und Vogelfutterpflanze. Natürlich auch als Nahrungs- oder Heilpflanze
Boden: Jeder Boden wird toleriert. Auf trockenen Böden bleiben Karden eher klein. Auf reichen, eher frischen oder feuchten Böden können sie zu wahren Riesen heranwachsen.
Standort: sonnig bis absonnig, keine Ansprüche
Die lila Blüten werden sehr stark frequentiert. Die Kardenblüte ist ein Hummelmagnet der Extraklasse.
Der Nektar ist nur für langrüsselige Insekten, wie Hummeln, langrüsselige Bienen und Schmetterlinge erreichbar. Der Kardendistelwickler, ein Nachfalter, legt seine Eier auf der Wilden Karde ab.
Die ölhaltigen Samen werden gerne von vielen unserer Wintervögel genutzt. Vor allem der Distelfink oder Stieglitz hat es darauf abgesehen. Sein Schnabel ist die perfekte Samenpinzette.
Die bitteren Blätter können fein gehackt Salaten beigemengt werden. Der Geschmack erinnert sehr an Löwenzahn.
Schon antike griechische Ärzte empfahlen, die Wurzel der Wilden Karde in Wein sieden zu lassen und dann zu zerstoßen, bis eine dicke, wachsähnliche Paste entsteht, die gut gegen Schrunden und Fisteln am Hintern sei. Diese Paste vertreibe sogar Warzen, wenn man sie in kupfernen Dosen aufbewahre.
Seit alters in der Volksmedizin äußerlich bei kleinen Wunden, kleinen Einrissen der Lippen, Fisteln und Geschwüren, Warzen
Medizinisch verwendet wird die Wurzel. Die Wurzel der Karde erntet man am besten im Herbst des ersten Jahres oder Frühjahr, da sie nach der Blüte holzig wird und weniger Wirkstoffe enthält.
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Inulin, Kaffeesäure, Seifenstoffe, org. Säuren, Glukoside, Terpene. Weisen hin auf antibiotische und antientzündliche sowie zellschützende Wirkung.
Die Pflanzen produzieren diese Stoffe vor allem, um sich vor Fressfeinden und Mikroorganismen zu schützen.
Die Inhaltsstoffe sollen verdauungsfördernde (Magen und Galle) und schweißtreibende, bei Durchfall lindernde, antibakterielle, antifungale, bei Hepatitis leberstärkend, entgiftende, blutreinigende, harn-, galle- und schweißtreibende Wirkung haben.
Verwendet können neben der Wurzel auch die Blätter werden. Roh, gekocht oder getrocknet werden diese verwendet. Der Geschmack ist ziemlich bitter.
Seit einigen Jahren wird die Karde als alkoholische Tinktur (angesetzter Schnaps) aus der Wurzel bei einem Befall durch Borrelien verwendet. Auch oft in Kombination mit Antibiotika.
Die Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Infektioskrankheit die durch Zecken übertragen wird (nicht mit FSME zu verwechseln, gegen die es eine wirksame Impfung gibt)
Die Tinktur wird tropfenweise in Wasser gemischt und so zu sich genommen
Tipps & Wissenswertes:
Namensherkunft:
Der deutsche Name KARDE ist dem lateinischen Wort für Distel – carduus – entlehnt. Die Wilde Karde ist zwar stachelig, botanisch gesehen aber keine Distel oder Distelverwandtschaft.
Dipsacus enthält das griechische Wort dipsa für Durst. Das gesammelte Regenwasser in den Blattzisternen kann Vögeln wie durstigen Wanderern als Wasserreservoir dienen.
Es ging die Mär um, dass das Wasser aus diesen Trichtern besondere Heilkraft hätte. Ein anderer Name ist Venusbad. Es hieß, Mädchen, die sich mit dem Wasser aus dem kleinen Trichter wuschen, würden besonders schön.
Geschichtliches:
Die stacheligen Blütenköpfe der Weberkarde wurden früher von Webern zum Aufrauen von Wollstoffen benutzt. Dieser Vorgang ist nicht zu verwechseln mit dem Kardieren, bei dem die Rohwolle für das Spinnen vorbereitet wird, was heute maschinell geschieht.
Kratzen, auch Karden genannt, dienen dem Aufrauen von Geweben aus Wolle und Baumwolle, insbesondere in der Tuchmacherei. Es handelt sich um einen abschließenden Veredelungsprozess in der Textilindustrie, durch den die Ware einen weicheren Griff und eine größere Wärmeisolierfähigkeit erhält.
Seit etwa dem Beginn des 20. Jahrhunderts bestehen sie aus Drahthäkchen, die auf Lederbändern montiert sind. Davor und z. T. auch heute noch (z. B. im Unternehmen Lodenwalker) wurden die Fruchtstände der Weberdistel verwendet. Aufgrund dieser Verwendung war die sogenannte Weberkarde (Kardendistel, Weberdistel) das Zunftzeichen der Tuchmacher.
Die Weber-Karde ist in unseren Breiten als Kulturpflanze bekannt und kommt wild nur im westlichen Mittelmeerraum vor.
Möglicherweise stammt sie ursprünglich von Dipsacus ferox ab. Die Weber-Karde wurde im 19. Jahrhundert aus Frankreich nach Deutschland importiert und großflächig kultiviert. Das letzte kommerzielle Anbaugebiet im deutschsprachigen Raum befand sich im österreichischen Mühlviertel; die dortige Kardengenossenschaft wurde 1955 aufgelöst.
Quellen:
wikipedia
Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, AT-Verlag
Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
Die hier vorgestellten Inhalte geben lediglich einen Überblick über die medizinische Nutzung. Sie stellen keine Empfehlung zur Anwendung dar. Bitte suchen Sie daher immer das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker.
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