Deutscher Name: Heimischer Wacholder
Botanisch: Juniperus communis
Familie: Zypressengewächse
heimisch | pflegeleicht | stechende Nadeln
männliche und weibliche Individuen!
Das sehr spezielle am Wacholder ist, dass er jeweils männliche und weibliche Pflanzen ausbildet. Man bezeichnet dies in der Botanik als „zweihäusig“. Nur wenn also beide Geschlechter in einem Gebiet vorkommen, werden zuverlässig Beeren ausgebildet.
Höhe: 3 – 5 (7) m
Blütezeit: April – Mai
Blüten der männliche Pflanze: gelblich, eiförmig, eher unscheinbare Blüte, ca. 5 mm lang. Das gelb ist jedoch gut wahrnehmbar. Von April bis Juni sondern sich bei Wind oder auch kräftigerem Schütteln kleine Pollenwolken aus den gelben Blüten ab. So können die männichen Individuen sicher erkannt werden. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind!
Blüten der weibliche Pflanze: grünliche, unscheinbare, kleine kugelige Bällchen
Frucht: Erst im 2. Jahr nach der Befruchtung – Wacholderbeere, von August – Oktober reif
Früchte werden nur an den weiblichen Pflanzen ausgebildet. Diese wiederum brauchen zur sicheren Ausbildung der Früchte eine männliche Pflanze zur Bestäubung der Blüten in deren Nähe.
Lebensraum, Standort: Sonne – Halbschatten, liebt Licht und Wärme, Kalk-Magerrasen, Waldmantelgebüsche, Kalk-Kiefernwälder
Boden: nährstoffarm und trocken,
Vorkommen: fast ganz Europa, eines der meist verbreiteten Nadelgehölze
Anwendungen: In der Medizin werden die Früchte und das Holz des Wacholders verwendet. Die Pflanze enthält Gerbstoffe und Flavonoide. Außerdem weisen die Beeren einen Anteil von 2% ätherischen Ölen auf. In der Volksmedizin wurde der Wacholder bei den verschiedensten Beschwerden angewendet, wie zum Beispiel bei Magenschmerzen und Verdauungsproblemen. Bei Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen werden die Wacholderbeeren ebenfalls gerne eingesetzt.
Es ist bereits bekannt, dass Wacholder zu Wacholderschnaps verarbeitet werden kann: Köstlicher Gin. Die Triebspitzen von März-April können blanchiert oder gekocht werden und eigenen sich hervorragend als Beigabe bei Gemüsegerichten sowie Suppen.
Von März bis Juni kann aus den Blättern ein Tee gebrüht werden. Die getrockneten und vermahlenen Blätter dienen als Gewürz für jegliches Gemüse.
Die Wacholderbeeren schmecken ginartig und können im August gesammelt werden. Sie werden durch ein Sieb passiert und können anschließend als Beigäbe für verschiedenste Speisen oder als Brotaufstrich verwendet werden. Tipp: Die Beere sollte gewürzartig nicht in zu großen Mengen gegessen werden, da dies zu Reizungen des Magens führen könnte.
Die Pflanze dient als Nahrungsgrundlage für Vögel: 43 lebende Vogelarten
Der Wacholder ist eine alte Heil- und Genusspflanze mit unglaublichen Nutzungsmöglichkeiten. Ein ökologisch wertvolles Gehölz vor allem für die Vogelwelt, denn 43 heimische Vogelarten fressen die Beeren. Außerdem ein besonders wirkungsvolles Vogelnist- und Vogelschutzgehölz.
Seit Jahrhunderten, wahrscheinlich Jahrtausenden als Heil- und Genusspflanze bekannt und viel genutzt. Bei Seuchen und Infektionskrankheiten wurde das Holz mitsamt Nadeln und Beeren verbrannt oder zum Räuchern benutzt.
Alte Fässer und Holzgefäße für Lebensmittel wurden damit ausgeräuchert und so sterilisiert. Auch in den Ställen und im Wohnbereich wurde früher viel mit dem Rauch des Wacholders gearbeitet.
Die Beeren wirken blutreinigend und entgiftend. Sie fördern den Appetit und können vor Mahlzeit in kleiner Stückzahl zerkaut werden. Auch Wadenkrämpfe sollen sich durch Kauen der Beeren vertreiben lassen. Der Stoffwechsel wird angeregt, der Verdauungstrakt fördern angeregt.
Aufgrund der starken Inhaltsstoffen sollen die Beeren nicht in größeren Mengen über längere Zeiträume angewandt werden. Auch Schwangere und Personen mit Nierenproblemen sollen den Wacholder nicht oder nicht übermäßig anwenden.
Am Strauch befinden sich grüne und schwarze Beeren, die botanisch gesehen eigentlich Zapfen oder Beerenzapfen sind. Die grünen, eiförmigen sind einjährig. Im zweiten Jahr werden sie dunkelblau-schwarz, etwas bereift. Dies kann auch bis zu drei Jahre dauern, bis die Beerenzapfen reif sind.
Ein Esslöffel Wacholderbeeren frisch oder getrocknet etwas anmörsern oder quetschen. Mit siedendem Wasser übergießen und 5 – 10 Minuten ziehen lassen. Fertig.
Rezept Wacholderschnaps
1 l hochwertiger Korn oder auch Obstler
einige Zweige
ein bis zwei Handvoll Beeren – schwarz und auch einige grüne (Beeren vor dem Einfüllen etwas quetschen oder anmörsern)
Der Ansatz kann mit etwas Honig oder Zucker gesüßt werden.
Dann gehts für mindesten 2 Wochen oder auch ein paar Wochen dazu auf die helle Fensterbank.
Jeden Tag einmal schütteln.
Danach abseihen und den angesetzten Wacholderschnaps dunkel aufbewahren.
Dann soll der angereicherte Schnaps noch für 2 – 3 Monate ruhen.
Wer mag, kann auch alle Inhaltsstoffe einfach im Glas belassen und nicht abseihen.
Anwendung kann innerlich als Stamperl vor oder nach dem Essen erfolgen. Auch bei etwas Kratzen im Hals kann ein kleines Stamperl Gebrauch finden. Oder äußerlich zum Einreiben bei Gelenksschmerzen.
Rezept Sirup
1 Liter Wasser
ca. 250 gramm Wacholderbeeren vom Heimischen Wacholder (J. communis)
bis zu 1/2 Liter Honig
Beeren in Wasser geben und aufkochen, paar Minuten köcheln lassen
über Nacht zugedeckt ziehen lassen
am Folgetag den Sud durch ein Sieb gießen
Der nun gewonnene Saft ohne Beeren wird leicht erwärmt, um den Honig einrühren zu können
dabei nicht über 40 Grad erwärmen, um die Inhaltsstoffe des Honig zu schonen
Eine Variante ist es, den Sud am kommenden Tag zusammen mit den Beeren nochmal kurz aufzukochen und abermals abkühlen zu lassen. Ist der Sud kalt, geht man wieder gleich vor.
1 gute Handvoll Wacholdernadeln, auch mit dem Zweiglein
Mit 1 Liter sprudelnd heißem Wasser überbrühen
10 – 15 Minuten ziehen lassen und Tee anschließend abseihen
Genießen
Es dürfen auch ein paar Beeren gequetscht und den Nadeln hinzugefügt werden
In diesem Tee finde ich, harmonieren geschmacklich die noch grünen Beeren besonders gut
Wissenswertes:
Gechlechtsbestimmung: Bei kleineren, jungen Pflanzen kann das Geschlecht leider noch nicht ermittelt werden, dazu muss der Wacholder zumindest schon einmal geblüht haben, was er allerdings erfahrungsgemäß erst nach einigen Jahren macht. Dann immerhin gibt die Blüte Auskunft über das Geschlecht. Die Geschlechterverteilung bei samengezogenen Pflanzen ist etwa 50%50. Als Möglichkeit zur Ergänzung des „fehlenden“ Geschlechtes könnten in einer Baumschule in der Nähe eine größere Pflanze, die bereits blüht oder Beeren trägt ausgesucht werden, sofern erhältlich. Gerne auch bei uns diesbezüglich nachfragen. Langfristig arbeiten wir intensiv daran, Wacholder auch nach Geschlecht getrennt anbieten zu können – genau wie beim Sanddorn. Diese Pflanzen werden über Steckholz vermehrt und so hat das Steckholz einwandfrei das Geschlecht der Mutterpflanze.
Der Wacholder ist eine Lichtpflanze: Bei zunehmender Beschattung stirbt der Baum ab. Ein Weiderelikt aus den Zeiten noch häufiger Beweidung in Europa. Das Vieh verschmäht den stacheligen Wacholder, so erinnern diese Vorkommen noch an die längst vergangene Nutzung.