Deutscher Name: Zerreiche
Synonyme: Zerr-Eiche, Zirneiche
Botanisch: Quercus cerris
Familie: Buchengewächse
Eichen sind unter unsere Gehölzen DIE Hotspots für Vielfalt
Sehr nützlich für Insekten und Vogelarten
Insgesamt leben hunderte Arten an und von Eichen
Zerreichen sind hitze- und trockenheitstolerante & extrem sturmfest
Wir meinen alle große Gärten brauchen ihre Eiche(n)
Höhe: 20 – 30 (35) m
Breite: 10 – 20 m
Wuchs: raschwüchsig, breit kegelförmig bis breitrundliche Krone. Der Hauptstamm geht meist durch
Seitenäste oft aufsteigend mit zunehmendem Alter auch waagrecht oder malerisch überhängend. Stammdurchmesser bis zu 1,3 Meter
Eigenschaften: sehr anpassungsfähig; frosthart, hitze- und trockenheitstolerant, äußerst windresistent; sehr gutes Ausschlagvermögen nach Rückschnitten, bis zu 200 Jahre alt
Blütezeit: Mai
Blüte: unauffällig
Frucht: bis 3 cm lange Eicheln, reifen erst im zweiten Jahr nach der Blüte, bis zur Hälfte ii einem unverkennbaren, igeligen Fruchtbecher (Cupula) sitzend
Reifezeit: September bis Oktober
Blatt: kurz gestielt, bis 13 cm lang, ledrig, Umriss sehr vielgestaltig; tief wuchtig gelappt bis geschlitzt, oft sind die Lappen spitz zulaufend. Zerreichen treiben spät aus und das braune Laub haftet bis zum Austrieb des Folgejahres
Herbstfarbe: braun
Wurzel: tiefgehende Hauptwurzel, nicht so raumgreifend wie unsere anderen Eichen
Verwendung im Garten: als einzelnes Solitärgehölz oder bei ausreichend Fläche auch in Gruppen möglich.
Als Stadt- und Straßenbegleitbaum hochinteressant. Einerseits aufgrund ihrer hitze- und Trockenheitstoleranz aber auch ihres – im Vergleich zu vielen heute gängigen Straßenbäumen – extrem hohen ökologischen Wertes.
Standort: sonnig und (sommer)warm, von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen aufsteigend bis 1400 Meter.
Boden: keine besonderen Ansprüche stellend, sehr anpassungsfähig, fühlt sich auch noch auf trockenen Standorten sehr wohl und ist damit stadtklimatauglich, kalkliebend aber auch beim ph-Wert sehr tolerant. Man findet sie sowohl über Kalk als auch Silikatgesteien. Bevorzugt werden tiefgründige, nährstoffreiche und durchlässige Lehmböden
Vorkommen: Ursprüngliche, mitteleuropäische Vorkommen finden sich in der Steiermark, Niederösterreich und dem Tessin. Weiters in Südfrankreich, Italien, Schweiz, Tschechien und Slowakei, Südosteuropa mit der Balkanhalbinsel. Sie fehlt jedoch auf der Iberischen Halbinsel, Korsika und Sardinien. Angepflanzt wurde sie in England und Nordwestfrankreich.
Es gibt auch ein Vorkommen am Kaiserstuhl. Möglicherweise fand die Zerreiche mit den Römern den Weg in dieses abgelegene Vorkommen.
– Im Vergleich mit Trauben- Stiel und Flaumeiche wächst die Zerreiche rasch
– Der wenig beliebte, ja in Städten sogar eher gefürchtete und vielerorts bekämpfte Eichenprozessionsspinner befällt diese Eichenart weniger als andere heimischen Eichenarten
– Die Wurzel bleibt im Vergleich mit unseren anderen Eichenarten kleiner, was ihr im Siedlungs- und Stadtbereich mit den begrenzten Wurzelräumen einen großen Vorteil verschaffen kann
meist in Flaumeichen-Mischwäldern gemeinsam mit Hopfenbuche, Blumenesche und eben der Flaumeiche
Ein wahrer Hort des Lebens, wie alle unsere heimische Eichen lebt eine Vielzahl von Organismen auf, an und von Eichen. Hier ein kleiner, natürlich unvollständiger Überblick.
Etwa 40 spezialisierte Raupen von Schmetterlingen und um die 150 Raupenarten insgesamt können an Eichen gefunden werden oder benötigen diese unbedingt für ihre Entwicklung.
Knappe 10 Schwebfliegenarten, um die 40 Käferarten, darunter auch viele stark gefährdete auch spektakuläre Arten wie unser Hirschkäfer braucht Eichen für sein Fortbestehen. Auch die weniger bekannten Gallwesepen sind mit vielen Arten an Eichen zu finden und über ihre oft seltsam geformten Gallen zu unterscheiden.
Die Blüten der Eiche sind nicht auf Bienen ausgerichtet, daher sind nur 3 Wildbienenarten gelegentlich an Eichen zu beobachten.
Daneben eine große Anzahl verschiedenster Tierarten die von Eichen und vor allem auch von ihren Früchten, den Eicheln profitieren.
Man darf auch nicht vergessen, große eichen oder Gruppen von Eichen als einen richtigen Mikrokosmos, ein kleines Ökosystem für sich zu betrachten. Viele Tier- oder auch Pilzarten leben hier in teils spektakulären Lebensgemeinschaften miteinander.
Eichen bilden nicht jährlich Eicheln aus sondern in sogenannten Mastjahren wird eine große Menge an Eicheln produziert. Diese Mastjahre erleichtern unseren heimische Wildtiere das Überleben, da ausreichend Nahrung zur Verfügung steht.
Wildschweine, Rehe, Hirsche, Dachse, Bären, Mäuse, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Waschbären und wahrscheinlich noch etliche Säugetierarten fressen Eicheln und legen zum Teil auch Vorräte an.
Knappe 30 Vogelarten laben sich an den Früchten. Der wohl bekannteste, der Eichelhäher trägt durch seine Tätigkeit, nämlich Eicheln zwecks Bevorratung sammeln, verstecken und lagern maßgeblich zur natürlichsten Verbreitungsart von Eichen bei. Auch Spechte und Kernbeißer zählen zu den bekannten Vogelarten unserer Heimat, die die Früchte nutzen.
Die leicht bitteren Eicheln können vielseitig verwendet werden. Für Getränke, Mehlersatz, Streckmehl und geröstet als Kaffee. Früher wurde der Kaffee rachitischen Kindern verabreicht. Auch bei Gicht, schwacher Verdauung und Melancholie soll er Besserung bringen. Ein Kaffe für die Stimmung sozusagen. Schau dir dazu unseren Beitrag auf YouTube an! „Bäume Klimaretter, Bester Kaffeeersatz“
Der Grundgeschmack von Eicheln ist etwas bitter und zusammenziehend. Wobei zwischen einzelnen Eichenbäumen oft große Unterschiede im Geschmack feststellbar sind.
Auch die Blätter fanden früher häufig als Gewürz oder Mehl Einsatz.
Die fast reifen oder auch ausgereiften Früchte überbrühen und dann schälen. Die blanken Eicheln pürieren und das so entstandene Püree in einem Tuch mit etwas Wasser ausschwemmen. Eignet sich zum Verfeinern von Nachspeisen, Saucen, auch als Bratlingsgrundlage oder zu Gebäck.
Erfrischungsgetränk: man gibt die Eicheln mit Schale für 3 – 4 Tage in ein Gefäß mit Wasser (an einem kühlen, finsteren Platz). Das nun angereicherte Wasser wird am besten eiskalt als Erfrischungsgetränk serviert
Weitere spannende Verwendungsmöglichkeiten sind in der Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen aus dem AT-Verlag nachzulesen.
Eichen werden medizinisch vielfältig genutzt. Die Rinde von Eichen enthält bis zu 20% Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpene. Bei juckenden und entzündlichen Hauterkrankungen wie nicht nässenden Ekzemen und großflächigen Hautschäden sind zahlreiche Anwendungen hauptsächlich in Form von Bädern oder Waschungen bekannt. Auch bei Fußschweiß, Gebärmutterentzündungen oder Entzündungen im Genital- und Analbereich wie Hämorrhoiden kann sie gute Erfolge erbringen.
Innerlich erfolgen Anwendungen bei Durchfallerkrankungen etwa indem die Rinde als Tee eingenommen wird.
Wissenswertes: Aufgrund ihres hervorragenden Ausschlagvermögens nach Rückschnitten (wie auch etwa Weiden, Hainbuchen, Platanen) werden Zerreichen seit Generationen vor allem in südlichen Ländern geschneitelt. Dabei werden Triebe abgeschnitten um Laub und Zweige als Futtermittel und Einstreu zu verwenden. Diese heute leider immer mehr in Vergessenheit geratene Praxis ist bis zur Jungsteinzeit belegt.
Zerreichen werden auch auf Stock gesetzt, also alle paar Jahrzehnte bis fast zum Boden zurückgeschnitten. In Italien mit seinen großen Zerreichenbeständen hat diese Bewirtschaftungsweise eine lange Tradition um Brennholz und Holzkohle zu gewinnen.
Ist ein gutes Eicheljahr, werden Schweine in die Wälder getrieben. Eicheln sind ein vorzügliches Futtermittel, natürlich auch für unsere Wildschweine und das Rotwild.
Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
Die hier vorgestellten Inhalte geben lediglich einen Überblick über die medizinische Nutzung. Sie stellen keine Empfehlung zur Anwendung dar. Bitte suchen Sie daher immer das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker.
Alle Angaben zu Verwendung, Kulinarik oder vermuteter Heilwirkung gelten ohne Gewähr. Die Angaben dazu haben lediglich informativen Charakter und sollen den Leser keinesfalls zur Selbstmedikation anregen, sondern einen Überblick über den momentanen Wissensstand geben.
Eine Haftung hinsichtlich der Verwendung ist ausgeschlossen.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zerreiche
https://www.naturadb.de/pflanzen/quercus-cerris/#oekologischer_wert
https://hugokaempf.de/ratgeber/die-eiche-als-lebensspender