Sorbus domestica – Speierling seltenes Wildobstgehölz

Als Einzelgehölz aber auch in Gruppen mit gutem Abstand zueinander. Allerdings für zumindest etwas wärmebegünstigte Lagen (gern auf eher ärmeren) kalkreichen und tiefgründigen Böden. Im Weinbauklima fühlt sich der Speierling daher besonders wohl.
Der fast vergessene Speierling ist als Hofbaum, in Streuobstwiesen oder Obstgärten eine wertvolle Bereicherung

Trocken-warme Eichenwälder, Weinbauklima. Der Speierling toleriert lichten Schatten benachbarter, höherer Bäume. Städtische Hitzelagen machen ihm bei passendem Boden nicht zu schaffen..
Der Wurzelraum für die tief- und weitstreichenden Wurzeln muss allerdings entsprechend großzügig dimensioniert/vorhanden sein.

Der Speierling zählt in der Gattung der Mehlbeeren mit Sicherheit zu den anspruchsvollen Gehölzen. Wenn ihm nicht alles genau passt, entwickelt er sich nicht zufriedenstellend oder stirbt ab. Es gehört also immer auch eine Portion Glück dazu, es dem Sperling recht zu machen.

Der Speierling war einst ein vertrauter und bekannter Baum unserer Kulturlandschaft. Heute ist er zur Seltenheit, ja zur absoluten Rarität geworden. Die wenigen verbliebenen Wildvorkommen sind klein und größtenteils am Schrumpfen. Im Taubertal, am Nektar und am Main gibt es noch Bestände. Die genetische Verarmung ist zusehends ein Problem seltener Baumarten. Insofern wäre es aus meiner Sicht wünschenswert, diese Baumart wieder vermehrt zu setzen, um wieder Bestände aufzubauen. Durchaus auch aus verschiedenen Herkünften, um wieder ein Durchmischen des vorhandenen Genpools zu erreichen
Ursprünglich von Algerien über Nordwestspanien, von Süd-Europa über die Krimans schwarze Meer und weiter bis Nordanatolien reicht sein großes Verbreitungsareal. In Mitteleuropa früher noch häufig gepflanzt und genutzt ist der ausgesprochen wärmebedürftige Baum mittlerweile kaum mehr anzutreffen und auf die Mittelgebirgsregionen konzentriert. Er streicht im nördlichen Harzvorland aus.

In Österreich gibt es nur etwa 500 ausgewachsene Speierlinge, vor allem in den Wärmeregionen Niederösterreich, Wien und Burgenland.

Über die Frucht: Die Reife erfolgt von September bis Oktober. Die Früchte werden bei Vollreife bräunlich und teigig. Die Früchte haben meist einen recht herb-sauren Geschmack aufgrund des hohen Phenolgehaltes — dies macht die Früchte weniger für den Direktverzehr aber vielmehr für die Weiterverwertung prädestiniert. Alte Bäume, die es leider kaum mehr gibt, können bis zu 1000 ! kg an Früchten hervorbringen.
Samenvermehrte Sperlinge, wie auch wir sie anbieten, brauchen 8 – 15, bisweilen sogar 20 Jahre bis zum ersten Ertrag. Veredelte Bäume tragen wesentlich eher, haben aber auch eine kürzere Lebensdauer als die Wildform. Idealerweise könnten Wildform und Sorten kombiniert werden. Das Pflanzen mehrerer Bäume erhöht den Ertrag meistens signifikant, da nur mäßig Selbstbefruchtung stattfindet. Der Platzbedarf ist allerdings erheblich.

Verwertung:
Überreife Früchte können direkt verzehrt werden, sie schmecken etwas herb-säuerlich.
Meistens wird der Speirling aber verarbeitet. Mit Äpfeln, Birnen oder Quitten gemischt ergibt sich eine köstliche Marmelade. Auch Most und Cider kann aus den Früchten hergestellt werden.
Natürlich wurden und werden edle Brände aus den Früchten gebrannt, aufgrund der Seltenheit sind sie aber kaum erhältlich.
Die Früchte können auch süß-sauer eingelegt werden
Der hohe Gerbstoffgehalt macht die Früchte übrigens bis heute in der Volksmedizin wertvoll. Neben den Gerbstoffen sind die Früchte reif an Vitamin C, Zucker und Pektin

Hinweis zu medizinischen Inhalten und Wirkungsweisen:
Die hier vorgestellten Inhalte geben lediglich einen Überblick über die medizinische Nutzung. Sie stellen keine Empfehlung zur Anwendung dar. Bitte suchen Sie daher immer das Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker.

Alle Angaben zu Verwendung, Kulinarik oder vermuteter Heilwirkung gelten ohne Gewähr. Die Angaben dazu haben lediglich informativen Charakter und sollen den Leser keinesfalls zur Selbstmedikation anregen, sondern einen Überblick über den momentanen Wissensstand geben.
Eine Haftung hinsichtlich der Verwendung ist ausgeschlossen.

Quellen: Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten (Helmut Pirc, Leopold Stocker Verlag), Wikipedia
555 Obstsorten, Siegfried Tatschl, Löwenzahn-Verlag

Knappe 40 Wildbienenarten (inkl. Hummeln), etwa10 Schwebfliegenarten sowie Schmetterlinge, Käfer und andere Insektenarten wurden bisher an den Blüten beobachtet.

Die Früchte werden von verschiedensten Säugetierarten wie Rotwild, Wildschweinen, Pferden, Rindern, Dachsen u.s.w. aber auch etlichen Vogelarten gefressen. Die ausgeschiedenen Samen tragen zur natürlichen Vermehrung bei.

Bereits seit der Antike wird der Speierling nachweislich in Mitteleuropa angebaut und war damals als Speisegehölz hoch geschätzt. Das natürliche Verbreitungsgebiet ist daher nicht mehr genau eruierbar.
Die Römer haben aktiv für eine zusätzliche Verbreitung nördlich der Alpen gesorgt. Auch Karl der Große ließ »sorbarios« anpflanzen.

Der Speierling ist ein Kalt- und Dunkelkeimer. Die Samen müssen vor dem Ausbringen vom Fruchtfleisch befreit werden, denn dieses wirkt keimhemmend. In freier Landschaft erledigen dies Pferde sowie andere Großsäuger*. Heute werden solche Samen meist über mehrere Monate kühl in Sand eingelegt (stratifiziert). Im Prinzip wird damit der Winter imitiert. Ein mehrtägiges Wasserbad der Samen vor dem Einlegen in Sand ist ebenfalls der Keimung förderlich. Natürlich können die Samen auch direkt ins Erdreich gesetzt werden. Mäusen schmecken solch Sämereien allerdings auch.

Samen können bei minus 21 °C bis zu 15 Jahre gelagert werden.

Unschlagbar nach dem Fressen durch unsere Großsäugetiere ist das Passieren der Samenkörner durch den Tierdarm. Dies fördert die Keimfähigkeit mitunter ganz entscheidend. Dazu gibt es mittlerweile auch etliche Studien, die dies ganz eindeutig belegen. Tiere dürfen also nicht bloß als Nutznießer verstanden werden, sondern dienen gleichzeitig ganz maßgeblich der Verbreitung unserer Wildgehölze in der Landschaft. Wohin sind sie bloß verschwunden, die unzähligen Tiere unserer einstmals so lebendigen Kulturlandschaft?

Auch über Wurzelschösslinge ist mit etwas Geschick eine Vermehrung möglich.